Die Zahlen zeigen übrigens, dass die Menschen in den Ballungsräumen armutsgefährdeter sind als im ländlichen Raum. Im Regierungsbezirk Schwaben ist das Verarmungsrisiko am geringsten, in Oberbayern hingegen am höchsten. Besonders gefährdet waren nach den vorliegenden Daten die Nürnberger und Augsburger.
Das Sozialministerium stellte fest, dass Bayern trotz wachsender Armutsgefährdung im deutschlandweiten Vergleich die niedrigste Quote aufweist. Gemessen am Durchschnittseinkommen in Gesamtdeutschland lag die Armutsgefährdungsquote in Bayern 2013 bei 11,3 Prozent, in Westdeutschland insgesamt bei 14,4 Prozent und in Ostdeutschland bei 19,8 Prozent.
Sozialministerin Emilia Müller (CSU) sagte dazu: „Bayerns Bürgern ist es mit ihrem Fleiß, ihrer Ausbildung und ihrer gegenseitigen Verbundenheit gelungen, sich in vielen Bereichen die besten Lebensbedingungen in Deutschland zu schaffen.“ Damit spielte sie auf die geringste Pro-Kopf-Verschuldung, die niedrigste Arbeitslosenquote und das höchste Wohlstandsniveau Bayerns im Deutschland-Vergleich an.
Warnende Worte kamen hingegen vom Deutschen Gewerkschaftsbund (DGB). Matthias Jena, Vorsitzender des DGB Bayern, erklärte zur Veröffentlichung des Datenreports: „Die soziale Lage in Bayern ist keineswegs so rosig, wie sie die Sozialministerin darstellt. Vor der Staatsregierung liegen riesige Herausforderungen. Schon der Blick auf die Armutsgefährdungsquoten in dem veröffentlichten Datenreport zeigt, dass Bayern mitnichten die Vorstufe zum Paradies ist.“ Innerhalb von zehn Jahren sei die Zahl der armutsgefährdeten Personen um fast 160.000 auf 14,6 Prozent gestiegen.
Auch der Anteil der sozialversicherungspflichtig Vollzeitbeschäftigten im Niedriglohnsektor verharre bei 18 Prozent und damit auf hohem Niveau. „Hier sieht man die Verwerfungen am Arbeitsmarkt. Prekäre Beschäftigung wie Leiharbeit und Werkverträge müssen endlich entschieden zurückgedrängt werden. Hier ist auch die Bayerische Staatsregierung in der Pflicht“, so Matthias Jena. Kurskorrekturen mahnt der DGB Bayern auch bei der Rentenpolitik an, wo es massiv drohende Altersarmut zu verhindern gelte.