Grund für die sinkenden Umfragewerte könnte auch die Wende im sprachlichen Umgang der Bundesregierung in der Flüchtlingspolitik von der „Willkommenskultur“ zur „Abschiebekultur“ sein. Die Flüchtlingskrise war es doch, die in 2015 nach der Spaltung der Partei vom Parteigründer Lucke einen Höhenflug in der Wählergunst bescherte.
Für Kenner der AfD scheint deshalb nicht die Sorge um die Abgrenzung nach rechts außen der Streit in der AfD zu sein, sondern ein erbitterter Kampf um die Macht innerhalb der Partei. So scheint das Thema Abgrenzung nach rechts ein Mittel zum Zweck zu sein, ein Mittel seinen politischen innerparteilichen Gegner auszuschalten. Diese Annahme belegt die vom „Petry Lager“ verhinderte Rundmail von Alexander Gauland, die mit Einverständnis des Co Vorsitzenden Jörg Meuthen an alle Mitglieder versendet werden sollte. Gauland wirbt in dieser Rundmail, wie Spiegel online berichtet. Das Petry-Lager stoppt die Mail an die Basis, für die Einstellung des Parteiausschlussverfahrens gegen Björn Höcke.
Unglaubwürdig erscheint auch die Sorge um die Abgrenzung nach rechts außen im „Petry Lager“, wenn sich Petry selbst in Moskau mit dem russischen ultrarechten Populisten Waldimir Schirinowski trifft. Frauke Petry verteidigt ihre Moskau-Reise.
Auch der Vorfall in der AfD Nürnberg mit Elena Roon dürfte als innerparteilicher Machtkampf gewertet werden. Elena Roon hatte im Sommer 2016 ein auch als mögliche Satire zu wertendes Hitler-Bild in einer WhatsApp-Chat Gruppe geteilt. Allerdings ist dieser Vorfall erst bekannt geworden, nachdem gegen den Widerstand des AfD Chefs des Kreisverbandes Nürnberg Martin Sichert im Dezember 2016 der neue Kreisverband Nürnberg-Süd/Schwabach ausgegründet worden ist und Elena Roon zur Vorsitzenden des neuen Kreisverbandes gewählt worden ist.
Elena Roon distanziert sich ausdrücklich von Rechtsextremismus und Antisemitismus.
Die Machtrangelei um die Unterteilung des Kreisverbandes Nürnberg geht offensichtlich weiter, denn Martin Sichert will gegen die Unterteilung kämpfen. Wenn in der AfD die Abgrenzung als Mittel zum Zweck geschieht, dürfte sich der Streit wie weit nach rechts das Spektrum gehen soll von selbst erledigen. Denn im Kampf um die besten Posten und lukrativsten Mandate und um die Macht wird jeglicher Fehltritt eines innerparteilichen Gegners nach rechts außen, so scheint es, als Mittel zum Zweck geahndet.