Nur ist die AfD bislang noch keine Partei wie jede andere auch. Ein fester Parteiadel hat sich noch nicht zementiert. Aufstieg- und Fall vielversprechender Karrieren liegen sehr eng beieinander.
Geht man mal davon aus, dass die jetzigen Umfragewerte für Bayern bleiben, dass die Coronakrise nicht ausufert und sich die durch viele Ökonomen prophezeite Wirtschaftskrise bis hinter den Wahltermin 2021 verschieben lässt, dann dürfte sich die bayerische Landesgruppe der AfD arg verschlanken. Vielleicht nur noch 7-8 Bundestagabgeordnete der AfD Bayern könnten dem nächsten Deutschen Bundestag angehören. Da lässt es einen natürlich aufhorchen, dass inzwischen zwei vollkommen konträre Landeslisten in den Köpfen so einiger MdB geistert.
Auf der einen Seite gibt’s die wohl schon im Frühjahr 2020 gereifte Wunschliste gemäßigter AfD-Kräfte, die nach einem Landesparteitag die Landesvorsitzende Corinna Miazga auf Listenplatz 1, Peter Boehringer, den Vorsitzenden des Haushaltsausschusses des Deutschen Bundestags auf Listenplatz 2, Stephan Protschka auf 3, Hansjörg Müller auf 4, Dr. Rainer Kraft auf 5, Peter Felser auf 6, einen weiteren Franken erst auf Platz 7 und Florian Jäger auf Listenplatz 8 sehen mag. Diese Liste dürfte aber inzwischen Veränderungen erfahren haben. Einige der Listenpartner dieser Planversion können sich inzwischen nicht mehr riechen und streben für den jeweils anderen das politische Aus an.
Auf Seiten der starken rechtsnationalen Kräfte innerhalb der AfD Bayern wird dagegen eine Liste kolportiert und gedacht, die Peter Boehringer auf 1, Petr Bystron auf 2, eine große Überraschung auf Listenplatz 3, Martin Sichert auf 4, Wolfgang Wiehle auf 5, Stephan Protschka auf 6 und Harald Meußgeier auf 7 rückt. Diese „Gegenliste“ entstand freilich erst in den Tagen des „großen Verrats“, den Rechtsnationale mit dem Raußwurf von Andreas Kalbitz durch AfD-Parteichef Jörg Meuthen empfinden. Diese eher linientreuen AfD-Recken setzen aber nicht auf ein reines Va banque an einem Aufstellungsparteitag und billigen auch gemäßigteren Parteifreunden aussichtsreiche Listenplätze zu.
Beide Listen denken natürlich nur in den Grenzen des Bekannten. Niemand beäugt sich mitunter mißgünstiger als ein MdB den anderen. Man kennt eben einander. Doch aus dem Unbekannten dürften so manche Parteimitglieder noch mitmischen wollen.
Vielleicht sieht eine Landesliste der AfD Bayern zur Bundestagswahl 2021 so völlig anders aus als es sich so einige zu träumen wagen.