Jetzt – ein paar Monate später und einige Hunderttausend Asylbewerber mehr als zu Jahresbeginn von der Bundesregierung erwartet – rückt Horst Seehofer von den Plänen zur Abschaffung des „Soli“ wieder ab. Der bayerische Ministerpräsident begründet dies mit den explodierenden Kosten durch den diesjährigen Asylantenzustrom: „Wir haben seit der Grenzöffnung im September eine neue Situation. Wenn die Zuwanderung im bisherigen Ausmaß anhält, liegt es auf der Hand, dass eine Reduzierung der Einnahmen kaum möglich sein wird. Auch dieses Beispiel zeigt, wie dringend eine deutliche Begrenzung der Zuwanderung ist.“ Die Idee der Abschaffung des Solidaritätszuschlages sei immer noch richtig, aber womöglich nicht mehr zeitgemäß: „Wir haben die Pflicht, in allen Bereichen finanzpolitische Solidität zu wahren. Aber wir müssen einfach einen Kassensturz machen mit dem Ziel, herauszufinden, was können wir uns noch leisten?“ Der CSU-Vorsitzende warnt: „Wenn wir die Zuwanderung nicht begrenzen, werden wir keinen Spielraum haben.“
Sollte sich Seehofer mit seiner Forderung durchsetzen, den „Soli“ weiter zu erheben, um die immensen Kosten für die Aufnahme von in diesem Jahr mehr als einer Million Asylbewerber zu stemmen, wäre dies nichts Geringeres als die Einführung eines „Flüchtlings-Soli“ und damit einer Flüchtlingssteuer durch die Hintertür.