Am 27. und 28. Juni wird die SPD an diesem Ort in Oberfranken einen neuen Landesvorstand einschließlich eines neuen Landesvorsitzenden wählen. Der bisherige Landesvorsitzende Florian Pronold, ein Multifunktionär, möchte unbedingt im Amt bestätigt werden. Adam kandidiert gegen Pronold aber nicht wegen dessen massiver Ämterhäufung, die in einer personell besser aufgestellten Partei zu heftiger innerparteilicher Kritik führen würde. So ist Florian Pronold nicht nur bayerischer Landesvorsitzender, sondern auch Bundestagsabgeordneter, Parlamentarischer Staatssekretär in Berlin, Mitglied des Parteivorstandes und -Präsidiums der Bundes-SPD, Bezirksvorstandsmitglied der niederbayerischen SPD sowie Vorsitzender des Unterbezirkes Rottal-Inn.
Adam und seine Getreuen, darunter der Abensberger SPD-Ortschef Thomas Schug und der Filmemacher Konstantin Ferstl, werfen dem von Pronold geführten Landesverband vielmehr einen anpasserischen „Rechtskurs“ vor. Das ist angesichts der Positionen der Bayern-SPD in der Asyl- und Ausländerpolitik und deren Unterstützung für alle möglichen Gender-Mainstreaming-Projekte schon starker Tobak.
Walter Adam ist ein Linker mit klassischer 68er-Prägung, der sich in einem von SPD-Mitglied Ferstl professionell produzierten Youtube-Video als Wahrer der alten Sozialdemokratie in Szene setzt. Mit den eher selten zu vernehmenden Worten „I bin a bayerischer Sozialdemokrat“ begründet Adam seine Kandidatur für den Landesvorsitz und erklärt, dass er vor 46 Jahren in seine Partei eingetreten sei, um für „soziale Gerechtigkeit und Frieden zu kämpfen“. Das Youtube-Video spielt Fotos aus seiner Sturm-und-Drang-Zeit ein und zeigt den Abensberger als linken Gitarren-Barden vor einer Fahne des damals noch stramm kommunistischen Inselstaates Kuba. Wie die „Süddeutsche“ berichtet, nahm er auch an den berühmt-berüchtigten Schwabinger Krawallen teil.
Heute präsentiert sich Adam als bodenständiger Urbayer mit Rauschebart und Trachtenanzug und ist damit ein durchaus glaubwürdiger Gegenpart zum 42-jährigen Karrierepolitiker Florian Pronold, den die müde Aura eines Apparatschiks umgibt. Die geschundene Seele vieler bayerischer Genossen dürfte Walter Adam mit Worten wie diesen durchaus erreichen: „Es ist an der Zeit, ein Zeichen zu setzen: Gegen das Diktum der Alternativlosigkeit und für die wahren Werte der Sozialdemokratie – Werte, die bei der aktuellen Parteiführung in Berlin und in Bayern nicht mehr erkennbar sind. Innerparteiliche Demokratie ist keine hohle Phrase, sondern eine Notwendigkeit. Es gibt immer eine Alternative. Pack ma’s!“
Der Urgenosse nimmt für sich in Anspruch, Vertreter der sogenannten kleinen Leute zu sein, deren Interessen aber von keiner etablierten Partei noch ehrlich vertreten werden. Landeschef Pronold steht mustergültig für eine SPD, deren Funktionäre sich vor allem aus dem finanziell abgesicherten Milieu des Öffentlichen Dienstes rekrutieren. Auch bei dem pensionierten Lehrer Adam mit seiner 68er-Vita darf bezweifelt werden, dass er die Alltagssorgen der kleinen Leute jemals nachempfinden konnte.
Wen die Delegierten am Wochenende auch zum Landesvorsitzenden wählen werden scheint sekundär: "An der strukturellen Misere der bayerischen SPD wird sich nichts ändern", sagt ein CSU-Landtagsabgeordneter gegenüber BAYERN DEPESCHE. Aber das wird niemanden wundern.